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Sirene ausgelöst und abgewartet, wer zum Löschen kommt - PAZ-Spezial-Link

Spritziges aus Woltorf

Erst als sich die Menschen organisierten und es schafften, größere Mengen Wasser an eine Brandstelle zu schaffen, konnten Großfeuer wirkungsvoll bekämpft werden. Schon die Römer kannten Feuerlöscheimer. Bei diesem minimalen technischen Stand blieb es für mehrere Jahrhunderte. Eine Eimerkette konnte einen relativ guten Erfolg bringen – vorausgesetzt sie funktioniert. Doch neben der banalen Tatsache, daß dafür genügend Gefäße vorhanden sein mußten, klappte die Kette nur, wenn sie eingeübt war. Daran scheiterte die Brandbekämpfung vielfach.
 

Wasser und Feuer vertragen sich nicht. Das war schon seit Urzeiten bekannt. Kleine Feuer konnten die Menschen löschen, bei größeren Bränden waren sie überfordert, es blieb nur die Flucht.
 

Die ersten größeren Spritzen wurden im 17. Jahrhundert entwickelt. Der Nürnberger Schmied Hans Hautsch baute gegen 1650 ein Modell, das eine Wurfweite von 20 Metern hatte. Es mußte von 28 Mann bedient werden, womit es für den Einsatz in Dörfern schon nahezu unbrauchbar war, ganz abgesehen vom teuren Preis. Kleine Handspritzen aus Holz oder Messing war schon geraume Zeit bekannt und eine Alternative. Die Entwicklung ging parallel zum technischen Fortschritt weiter. 1775 wurden die ersten Modelle im Braunschweiger Raum vom Obersalzinspektor Abich aus Salzdahlum gebaut. Die größte Ausführung hatte bereits eine Leistung von 800 Litern pro Minute. Tragkraftspritzen, wie sie heute zum Beispiel in Ortswehren verwendet werden, leisten genauso viel. Fast 40 Meter hoch spritzte das Abich-Modell das Wasser bei einer Vorführung im Jahr 1776.
 

Bevor der Gesamtort Woltorf im Jahr 1841 eine eigene Feuerspritze bekam, hatte der Braunschweigische Teil des Ortes gemeinsam mit Bettmar (Standort), Sierße, Wahle, Köchingen und Liedingen eine Spritze. Das Hannoversche Woltorf hatte mit Schmedenstedt (Standort) eine gemeinsame Spritze.
 

Da die Gemeinschaft mit Bettmar nicht praktikabel war und die Gemeinde Hannoversches Woltorf den Kauf einer Spritze gemeinsam mit der Braunschweigischen Gemeinde Woltorf vorerst strikt ablehnte, bildeten das Brauschweigische Woltorf, Sophiental und Fürstenau ab 1838 einen Feuerlöschbezirk. Standort der Spritze war Fürstenau.
 

Nach einer amtlichen Aufforderung wurde von beiden Gemeinden Woltorfs eine gemeinschaftliche Spritze angeschafft. Die Kosten betrugen 410 Thaler für die Spritze. 100 Thaler sollte das erbaute Spritzenhaus kosten. Der Betrag wurde von beiden Gemeinden etwa zur Hälfte aufgebracht.
 

In einem ausführlichen „Contract“ zwischen den Gemeindevorstehern Bauermeister Steinmann für das Hannversche Woltorf und Bauermeister Hauer für das Braunschweigische Woltorf  und dem Spritzenmachermeister Pape aus Denstorf wurden die Details der Spritzenfertigung festgelegt. An der Spritze mußte folgende Aufschrift angebracht werden: „Feuerspritze der Gemeinde Woltorf – 1841“.
 

Eine organisierte Freiwillige Feuerwehr gab es damals in Woltorf noch nicht. Die gründete sich erst 1897. Drei Jahre später wurde von beiden Woltorfer Gemeinden eine Saug-Druckspritze angeschafft. Der Kaufpreis betrug 1517 Goldmark, die alte Spritze wurde noch mit 130 Mark in Zahlung gegeben. Die neue Spritze lieferte pro Minute (so besagte es der Kaufvertrag) 275 bis 300 Liter Wasser bei 55 bis 60 Doppelhuben. Zur Bedienung waren 14 Mann als Drücker nötig. Etwa 25 Meter konnte man hoch und knapp 30 Meter weit spritzen. Im Kaufpreis waren 90 Meter Hanfschlauch und 7 Meter Saugschlauch mit Seiher und Schutzkorb enthalten.
 

Erbauer Luis Tidow aus Hannover-Badenstedt beschrieb im Vertrag die Ausführung recht genau und verpflichtet sich mit folgenden Wortlaut: „Ich garantiere für dem Spritzenwerke gegebende Construction, für die Leistungsfähigkeit, für die Güte des zu dem Werke verwendeten Materials, sowie für die Solidität meiner Arbeit auf die Dauer von 5 Jahren, vom Tage der Übernahme an gerechnet.“
 

1939 war die Zeit vorbei, wo Pferdegespanne die Spritze zum Brand zogen. Die Woltorfer Wehr bekam ihre erste Motorspritze, eine Tragkraftspritze TS8. Zwar kostete das DKW-Modell 5069 Reichsmark, aber die Woltorfer bewiesen einmal mehr ihre Schlitzohrikeit. Die beiden Bürgermeister handelten vom Land Hannover bzw. vom Land Braunschweig jeweils einen Zuschuß in Höhe von zwei Dritteln des Kaufpreises heraus. Die TS8 war in einem als Anhänger konstruierten Fahrzeug samt Schlauch- und sonstigem Material untergebracht. Die Übungsstunden wurden wesentlich verstärkt, um die Männer mit dem neuen Gerät vertraut zu machen, wobei sie den Netz-Wasserdruck noch verstärkte bzw. regulierte; oder sie konnte als Saugpumpe an freien Gewässern eingesetzt werden. Der Anhänger wurde an ein Auto oder einen Trecker gehängt, und so konnten auch größere Stecken recht schnell überbrückt werden.
 

Ab 1953 nahm die Wohnbau-Tätigkeit im Ort zu. Die Siedlung am Kanal entstand sowie der größte Teil der Westerbergsiedlung. Auch die Restbebauung des Westerberges war geplant, so daß sich die Gemeinde entschloß, ein neues Löschfahrzeug zu kaufen. Man wollte damit den erhöhten Anforderungen an die Einsatzfähigkeit der Wehr entsprechen. Im September 1959 wurde den Woltorfern ein Tragkraftspritzenfahrzeug (VW-Bus) mit eingeschobener Motorspritze übergeben. „Ihr müßt pfleglich damit umgehen“, sagte Bürgermeister Hans Matthies die der Übergabe. „Das Gerät hat schließlich 15000 Mark gekostet.“
 

Der nächste technische Fortschritt hielt 1972 Einzug bei der Wehr. Die Woltorfer bekamen als zweite Wehr im Landkreis das Großlöschfahrzeug vom Typ Niedersachsen (TLF8). Im Beisein vieler Ehrengäste wurde das Fahrzeug im November überreicht. Der Wagen, der damals rund 70000 Mark kostete, faßt 2400 Liter Wasser und war mit einer Schnellangriffs-Einrichtung ausgerüstet. Eine Schaumlöschvorrichtung und schweren Atemschutz führt er mit. Die Besatzung: 3 Mann.
 

Am 25. Oktober 1980 wurde das LF8 an die Wehr übergeben, das in der Ausrüstung fehlte. Das TSF8 von 1959 wurde ausgemustert. Am 8. April 1992 wurde eine neue TS8 (für das LF8) angeschafft. Sie ersetzte die Tragkraftspritze von 1959.